Zur Situation auf dem Balkan

Agram, 7. Mai (pf) - Auch auf dem Balkan ist der Krieg zu Ende. Am 11. April hatten Stalin und Tito einen Freundschafts- und Beistandsvertrag unterzeichnet. Am 12. April begann die große Befreiungsoffensive der jugoslawischen Armee mithilfe von bulgarischen Truppen, die sich jetzt gegen Hitler richteten. Am 29. April wurde in Caserta (Italien) gegenüber den alliierten Streitkräften die Kapitulation der deutschen Streitkräfte in Italien erklärt. Seitdem Berichte von Hitlers Selbstmord am 30. April durchsickerten, waren allenthalben Auflösungserscheinungen unübersehbar. Die Kroaten versuchten sich auf die Seite Titos zu schlagen. Am Nachmittag des 6. Mai berief Generalfeldmarschall Kesselring die Oberbefehlshaber der im Süden stehenden Heeresteile nach Graz (Österreich). Auf diesem Treffen teilte er ihnen mit, daß das Deutsche Reich bedingungslos kapituliert habe und die Waffen am 9. Mai um 0.00 Uhr niederlegen werde. Damit wird ein Erreichen der deutschen Landesgrenzen für die auf dem Rückzug befindlichen Soldaten der Südarmee unmöglich, sie stehen 72 Fußstunden von der österreichischen Grenze entfernt. Die Weisung zur Kapitulation wurde dem faschistischen Ustascha Führer (des seit 1941 von dem Drei-Mächte Pakt Italien-Deutschland/Österreich-Ungarn zum unabhängigen Staat erklärten Kroatien) Ante Pavelic in der Nacht zum 7. Mai überbracht. Pavelic befahl seinen Truppen (ca. 200.000 Soldaten) den beschleunigten Rückmarsch in Richtung Kärnten, damit sie sich innerhalb der österreichischen Grenzen den Engländern ergeben könnten und nicht in die Hände der jugoslawischen Befreiungsarmee fielen. Am späten Abend des 7. Mai verfügte der Generaloberst der Südarmee, Löhr, die Streckung der Waffen für den 9. Mai, 0.00 Uhr. Die Rückzugsbewegungen nach Österreich sollten aber wie angeordnet durchgeführt werden. Die Armeeführung Süd wendete sich gleichzeitig an die Engländer und versuchte, sie zu einem schnellen Vordringen zu motivieren. Die sowjetische und die jugoslawische Armee sollen so von österreichischem Boden ferngehalten werden. Noch stehen 150.000 deutsche Soldaten des 1941 begonnenen Angriffskrieges auf jugoslawischem Boden; sie geraten in Kriegsgefangenschaft. Der noch etwa 70.000 Mann starken kroatische Armee wird von englischen Truppen der Weg nach Österreich versperrt, sie geraten in jugoslawische Kriegsgefangenschaft. Dort werden sie mit den Folgen der Massenermordungen durch das Ustascha-Regime von ca. 750.000 Serben, 26.000 Juden und 26.000 Roma konfrontiert. Racheakte sind zu erwarten.

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