Krieg in Asien dauert an

Peking, 7. Mai (mh) - Die militärische Auseinandersetzung im asiatischem Raum geht ungeachtet der bevorstehenden deutschen Kapitulation weiter. Obwohl die Japaner in den lezten Jahren bereits einen großen Teil ihrer Eroberungen wieder verloren haben, ihre Flotte zerstört wurde und die Städte stark bombardiert werden, sind sie anscheinend nicht bereit es ihren ehemaligen Verbündeten gleichzutun, um damit ein weiteres, jetzt völlig sinnloses Blutvergießen zu vermeiden. Mit der Eroberung der Japan vorgelagerte Insel Okinawa wird das ganze Land in Reichweite der amerikanischen Bomberflotte geraten. Was das bedeutet, zeigt das Aussehen vieler Städte in Europa. Um die jetzt praktisch gegen die gesamte Welt kämpfende japanische Bevölkerung nicht in einen kollektiven Selbstmord zu treiben, sollten die Alliierten jeden auch noch so zaghaften Friedensfühler des Landes ernst nehmen. Die Beendigung dieses unsinnigen Krieges muß Vorrang vor allen machtpolitschen Erwägungen der zukünftigen Sieger haben. Wichtig bleibt allerdings, daß man die eigentlichen Kriegsverbrecher gebührend bestraft. Die Umwälzungen, die dieser Krieg in Asien hervorgebracht hat werden sich nicht einfach durch eine Rückkehr zu den Vorkriegsverhältnissen beheben lassen. Die europäischen Mächte müssen einsehen, daß die Zeit ihrer großen Kolonialreiche endgültig vorbei ist. Vielmehr sollten sie, um neue Kriege zu vermeiden, der einheimischen Bevölkerung beim Aufbau ihrer Länder helfen und einen schnellen Übergang zu selbstgewählten Regierungsformen ermöglichen. Eine möglichst weitgehende Entmilitarisierung der Region und ein Abbau von wirtschaftlichen Zwängen - die leicht zu neuen Auseinandersetzungen führen können - wären dringend geraten. Nur durch die konsequente Beseitigung von möglichen Kriegsursachen wären die gewaltigen Opfer, die dieser Krieg bereits jetzt gekostet hat, nicht völlig sinnlos gewesen.

[zurück] [weiter] [grafische Übersicht] [Inhalt] [Seite drucken] [Fenster schließen]