Filmschnulzen und Propaganda für den Sieg

(pg/mh) - Der letzte große Film der deutschen UFA war "Kolberg", ein Durchhaltefilm als es schon nichts mehr zum Durchhalten gab. Er bildet den Endpunkt von den über tausend Spielfilmen die in den vergangenen zwölf Jahren in Deutschland produziert wurden. Dabei handelt es sich sowohl um reine Propaganda- als auch Unterhaltungsfilme. Während die Propagandafilme (z.B. "Hitlerjunge Quex", "Jud Süß") ganz offensichtlich zur ideologischen Beeinflussung der Bevölkerung dienten, lag die Funktion der Unterhaltungsfilme (z.B. "Münchhausen", "Die Feuerzangenbowle" in erster Linie in der Ablenkung von den Mühen des Alltags, aber unterschwellig transportierten auch sie nationalsozialistische Wertvorstellungen.

Es gab keine unzensierten Filme in dieser Zeit, da die Nationalsozialisten nach der Machtübernahme das Monopol für die Filmproduktion an sich rissen. So bekannte Filme aus der Weimarer Zeit wie »Im Westen nichts Neues" oder "Das Testament des Dr.Mabuse" wurden verboten und die freie Filmkritik ausgeschaltet.

Schon früh hatten die Nationalsozialisten, besonders durch Goebbels als Reichspropagandaminister, die Möglichkeiten der neuen Techniken (Rundfunk, Film) zur Beeinflussung und Lenkung der Bevölkerung erkannt. Wer eine Kinovorführung besuchte, war gezwungen sich neben dem gezeigten Spielfilm auch die Wochenschau anzusehen. Auch die flächendeckende Einführung des Volksempfängers war Bestandteil dieser Strategie.

Der Gleichschaltung der Filmindustrie folgten Arbeitsverbote unerwünschter Regisseure, Schauspieler und Techniker. Viele entzogen sich der Verfolgung durch Flucht ins Ausland, einige emigrierten aus Protest gegen die neuen Arbeitsbedingungen, wie zum Beispiel der bekannte Regisseur Fritz Lang. Nur wenige von ihnen konnten ihre Arbeit im Exil fortsetzen, für die meisten bedeutete die Flucht das Ende ihrer Karriere. Wer sich mit dem NS-Regime arrangierte, fand ideale Arbeitsbedingungen und Karrierechancen vor (z.B. Heinz Rühmann oder Marika Rökk). Staatlich gefördert und ohne Konkurrenz aus dem Ausland erfuhr der deutsche Film als Teil der nationalsozialistischen Propaganda einen Aufschwung.

Heute sind die UFA-Studios verwaist, doch in absehbarer Zeit sollte es trotz alledem wieder deutsche Filme geben. Bevor dies geschehen kann, müssen allerdings die Nutznießer der Filmproduktion des Nationalsozialismus zur Rechenschaft gezogen werden. Es darf nicht sein, daß Filmkarrieren, deren Grundstock im "Dritten Reich" gelegt wurde, ungebrochen weitergeführt werden, während vormals Verfolgte in Vergessenheit bleiben.

Die letzten zwölf Jahre haben uns vor Augen geführt, daß Film und Rundfunk ein mächtiges Instrument der Manipulation sein können. Aus diesem Grund muß für die Zukunft garantiert sein, daß immer allen gesellschaftlichen Gruppen die Möglichkeit zur Darstellung ihrer Meinung gegeben ist.

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