Euthanasie im Nationalsozialismus: Kontinuitäten und Brüche

Veranstaltungsreihe vom 15. April bis 31. Mai 2003
"Euthanasie in Hadamar"

Ausstellung über die nationalsozialistische Vernichtungspolitik in hessischen Anstalten vom Landeswohlfahrtsverband Hessen in Kassel

Hadamar war eine von 6 Tötungsanstalten für das Euthanasie-Programm im Nationalsozialismus. In der Ausstellung wird der Euthanasie-Mord, die Hintergründe, die Täter, die Betroffenen und die Aufarbeitung dargestellt.

In der Neuen Universitätsbibliothek, Platz der Göttinger Sieben 1
Öffnungszeiten: Mo-Fr. 9-22 Uhr; Sa 9-17 Uhr

 

15. April bis 31. Mai 2003
"Zwangssterilisation und Euthanasie während des Nationalsozialismus in Göttingen"

Eine ergänzende Ausstellung - erstellt von der Geschichtswerkstatt Göttingen - mit speziellen Informationen zu Göttingen Ärzte/innen, Krankenschwestern/-pfleger, Rassehygieniker und Professoren der Universität Göttingen, vor allem der medizinischen Fakultät, waren in die Gesundheits- und Rassepolitik des Nationalsozialismus verstrickt. Etwa 1600 Männer und Frauen wurden in Göttingen zwangssterilisiert. Aus der damaligen Heil- und Pflegeanstalt gab es vier Euthanasie-Transporte. Die meisten der davon Betroffenen landeten in der Tötungsanstalt Hadamar.

In der Volkshochschule, Bahnhofsallee 7 (hinter dem Arbeitsamt)

Dienstag, 15.April 2003, 18.00 Uhr
Eröffnungsveranstaltung: "Euthanasie in Hadamar"

Dr. Peter Sandner, Landeswohlfahrtsverband Hessen in Kassel

Der Mitarbeiter des Referats "Archiv, Gedenkstätten, Historische Sammlungen" des LWV-Hessen wird thematisch in die Ausstellung einführen, ihr Konzept erläutern und darüber hinaus über die Erinnerungsarbeit des Landeswohlfahrtsverbands Hessen sprechen. im Foyer der Universitätsbibliothek Göttingen, Platz der Göttinger Sieben 1

 

Dienstag, 22. April 2003, 20.00 Uhr
"Euthanasie - von der Geschichte zur aktuellen Debatte um Sterbehilfe"

Vortrag mit Bildern
Prof. Dr. Andreas Frewer

Wie kann das Lebensende menschlich gestaltet werden? Bei ethischen Problemen der Sterbebegleitung wird immer wieder der Begriff "Euthanasie" genannt. Das Konzept des "guten Todes" hat eine lange Tradition, wegen der NS-Zeit ist der Terminus jedoch lange tabuisiert worden. Der Beitrag soll die kulturhistorische Entwicklung und die schwierigen Etappen der "Euthanasie" im 20. Jahrhundert darstellen.

Arbeit und Leben, Lange Geismarstr. 73

 

Donnerstag, 24. April 2003, 18.00 Uhr
"Sterben im Krankenhaus"

Tod und Sterben wurden in unserer Gesellschaft lange Zeit verdrängt. Heute ermöglichen sowohl Hospize als auch Palliativstationen die kontinuierliche Betreuung von Patienten, die mit einer weit fortgeschrittenen, nicht heilbaren Erkrankung und begrenzter Lebenserwartung nicht mehr angemessen medizinisch versorgt werden können. Nach der Einführung zum Thema besteht Zeit für allgemeine oder konkrete Fragen.

Dipl.Psych. D.-B. Eggebrecht, Stationspsychologe der Palliativstation am UKG
Beatrix Haan, Leitung des Hospiz an der Lutter

Im Gemeindehaus der St. Jabobikirche, Jacobikirchhof

 

Di, 29. April 2003, 15:30 Uhr
"An den Tod denken - am besten zu Lebzeiten"

Der Tod wird mehr und mehr isoliert und aus der lebendigen Gesellschaft separiert. Einfacher wird das Sterben dadurch nicht. Wir widmen diesem tabuisierten und doch alle betreffenden Thema ein Erzählcafé: Wie ist unser Umgang mit Sterben und Tod? Wo begegnete uns früher und wo heute das Thema Endlichkeit des Lebens? Wo hört das Leben auf und wo beginnt das Sterben?

Mit Silke Eggers, Göttinger Aidshilfe e.V. und Charlotte Lierse, Göttinger Alten-WG und Dr. Alfred Simon, Akademie für Ethik in der Medizin e.V.
Moderation: Regina Meyer

Veranstalter: Zeitzeugenprojekt der Freien Altenarbeit Göttingen e.V.
Freie Altenarbeit Göttingen e.V., Am Goldgraben 14 in Göttingen

 

Dienstag, 6. Mai 2003, 19.30 Uhr
"Psychiatrie heute - Einsichten und Aussichten" Podiumsdiskussion

Psychiatrie-Erfahrene, eine Vertreterin des Vereins "Angehörige psychisch Kranker e.V." sowie MitarbeiterInnen der Psychiatrie diskutieren über Entwicklungen, Konzepte und Grenzen der heutigen Psychiatrie

Veranstalter: Initiative Göttinger Psychose-Seminar
Großer Saal der St.-Michael-Gemeinde, Kurze Str. 13

 

Mittwoch, 7. Mai 2003
"Wie wurde der Krankenmord möglich?" Ärztinnen/Ärzte und Krankenschwestern und -pfleger im Nationalsozialismus

WORKSHOP für Pflegepersonal, ÄrztInnen und Interessierte
9:00 Uhr bis 17:00 Uhr In dem Workshop soll die Geschichte der Krankenmorde in Hadamar rekonstruiert und darüber nachgedacht werden, was Krankenschwestern, -pleger sowie ÄrztInnen zu ihrem verbrecherischen Handeln motivierte. Darüber hinaus soll über heutige Berufsethik im Pflege- und Arztberuf nachgedacht und über mögliche Konsequenzen aus der Geschichte für (gesundheits-)politisches Handeln diskutiert werden.

Referentin: Uta George, Gedenkstätte Hadamar, LWV-Hessen
Ort: Werner-Schule, Reinhäuserlandstaße 19/21

Veranstalter: Bildungswerk Ver.di Nds. e.V. und der Geschichtswerkstatt Göttingen e.V.
Anmeldung bis zum 30.4.2003 bei BW Ver.di, Rote Str. 19, 37073 Göttingen, Fon: 0551-47188, Fax: 0551-48170; TeilnehmerInnenbeitrag incl. Pausengetränke, Kuchen und Mittagessen, : 35 EUR (ermäßigt: 25 EUR)

Donnerstag, 8. Mai 2003, 20.00 Uhr
"Spiegelgrund"
Film und Zeitzeugengespräch

Spiegelgrund ist ein Film über die Wiener NS-Kinderklinik, in die "Schwererziehbare und Asoziale" zwangsweise gebracht wurden. Johann Gross gerät als 10jähriger in die Fänge diverser NS-Erziehungsanstalten und trifft im Spiegelgrund auf den Arzt Heinrich Gross. Dieser hat die Spezialität, Spritzen auf die Oberschenkel der Kinder zu werfen. Johann Gross erzählt im Anschluss an den Film von seinen Erlebnissen und wird Fragen beantworten.

Im Kino Lumiere, Geismarlandstr. 19
Einritt: 7,50 Euro, ermäßigt 5,50 Euro

 

Mittwoch, 7. Mai 2003, 19.30 Uhr
"Asoziale" im Nationalsozialismus"

Dr. Wolfgang Ayaß, Kassel

Der Krieg gegen die Ärmsten der Armen
"Minderwertig", "asozial", "gemeinschaftsfremd" - in großer Zahl wurden unangepasst lebende Menschen ab dem Sommer 1938 in die Konzentrationslager verschleppt. Konzentrationslagerhaft war jedoch nur eine von vielen Repressionsmaßnahmen, denen die sog. "Asozialen" in der NS-Zeit unterlagen. Sie befanden sich im Zangengriff einer autoritären Fürsorgepraxis und nationalsozialistischer Rassenhygiene.

Veranstalter: KZ-Gedenkstätte Moringen
Im Apex, Burgstraße 46

 

Donnerstag, 15. Mai 2003, 20.00 Uhr
"Gesunde, kraftvolle Menschen..." Bürgerliche Frauenbewegung und Eugenik in der Weimarer Republik

Ulrike Manz, Frankfurt

Der Vortrag von Ulrike Manz beschäftigt sich mit der Eugenikdebatte innerhalb der bürgerlichen Frauenbewegung während der Zeit der Weimarer Republik. Hierbei wird die Referentin sowohl die Verbreitung eugenischen Gedankenguts in den 20er Jahren darstellen als auch die Unterschiede zu nationalsozialistischen Konzepten von Euthanasie und Eugenik deutlich machen.

Veranstalter: Geschichtswerkstatt Göttingen e.V.
Bei Arbeit und Leben, Lange Geismarstr. 73

 

Montag, 19.Mai 2003
"Zwischen Gewöhnung und Empörung - zur Auseinandersetzung um selektive Pränataldiagnostik und PID"

Prof. Dr. Gerburg Treusch-Dieter aus Berlin

Zwischen dem Wunsch, ein gesundes Kind zu bekommen und der Kritik an der Selektion von kranken, behinderten Kindern bewegt sich die Diskussion um neuere Techniken der Reproduktionsmedizin. Dabei stehen vor allem Frauen vor der Frage, welche Position sie einnehmen, da nicht nur sie diejenigen sind, die schwanger werden, sondern auch diejenigen, die nach wie vor vor allem für die Kindererziehung und eventuellen Pflege von kranken und behinderten Kindern zuständig sind. Im Mittelpunkt wird vor allem die feministische Kritik an der Diskussion stehen.
Veranstalter: Frauengesundheitszentrum Göttingen
Genauere Informationen beim FGZ, Tel.:0551/484530

 

Mittwoch, 21. Mai 2003, 20.00 Uhr
"Vernichten und Heilen"

Angelika Ebbinghaus

Im Zweiten Weltkrieg experimentierten deutsche Ärzte am lebenden Objekt. Dabei wurden auch Dachauer KZ-Häftlinge gezwungen, sich diversen Versuchsanordnungen zu unterziehen. Nach 1946 wurde 23 deutschen Ärzten und hohen NS-Gesundheitsfunktionären durch die Alliierten in Nürnberg der Prozess gemacht. Angelika Ebbinghaus, Mitherausgeberin des Buches "Vernichten und Heilen", referiert über die kriegschirurgischen Experimente und den Prozess.
Veranstalter: Geschichtswerkstatt Göttingen
im Alten Rathaus

 

Donnerstag, 22. Mai 2003, 20.00 Uhr
Theater Chaosium zeigt: "Yvonne - Die Burgunderprinzessin"

Yvonne sagt nicht viel, ist unscheinbar und alles andere als dass was man "reizendes Fräulein" nennt. Doch genau diese Eigenschaften sind es, die ihre Umgebung reizen und provozieren. Gefühle und Phantasien purzeln wild durcheinander und führen zu einem unglaublich mörderischen Ende.

Veranstalter: Geschichtswerkstatt Göttingen
Im Kino Lumiere, Geismarlandstr. 19
Eintritt: 7.50 Euro, ermäßigt 5,50 Euro

 

Donnerstag, 22. Mai 2003, 15.00 Uhr
Rundgang durch das LKH Göttingen
Dr. Manfred Koller, Ärztlicher Direktor des LKH, führt über das Gelände des Landeskrankenhauses und erläutert die Ausstellung zur Geschichte des LKH. Veranstaltet vom Niedersächsischen Landeskrankenhaus Göttingen, Fachkrankenhaus für Psychiatrie und Psychotherapie.
LKH, Rosdorfer Weg 70, Treffpunkt: Foyer des Hauptgebäudes (am Klinikmodell)

Stadtrundgang "Medizin im Nationalsozialismus in Göttingen"
Im Rahmen eines Stadtrundganges werden verschiedene Stationen angelaufen, die während des Nationalsozialismus eine Rolle spielten bei der Zwangssterilisation und dem Euthanasie-Programm. Insbesondere die Universität (medizinische Fakultät und Anatomie) war in die Gesundheits- und Rassepolitik des NS involviert.
Termine: Freitag, 9. Mai 16.00 Uhr und
Samstag 31. Mai, 15.00 Uhr
Treffpunkt: Neue Universitätsbibliothek, Haupteingang

 

Anfang Mai (genauer Termin im Programmheft des Lumiere) "Gattaca"
Science Fiction
In Gattaca herrschen genetisch perfekte Menschen, nur wer dazugehört kann Karriere machen. Vincent ist "In-valid", als auf natürliche Weise geborener Mensch ist er ein Außenseiter. Um seinen Traum - als Astronaut den Weltraum zu bereisen - verwirklichen zu können, riskiert er sein Leben.
Kino Lumiere, Geismarlandstr. 19

VeranstalterInnen

Geschichtswerkstatt Göttingen e.V.; Basisgruppe Medizin; Bildungswerk Ver.di in Nds e.V. - Frauengesundheitszentrum e.V.; Freie Altenarbeit Göttingen e.V.; Hospiz an der Lutter; Initiative Göttinger Psychose-Seminar; KZ-Gedenkstätte Moringen; Herrn Eggebrecht von der Palliativstation des Universitätsklinikums; Verein Niedersächsischer Bildungsinitiativen (VNB).

Wir danken für die finanzielle Unterstützung

  • der Landesarbeitsgemeinschaft Soziokultur (LAGS) des Landes Niedersachsen
  • der Stiftung Leben + Umwelt, Heinrich Böll Stiftung Niedersachsen
  • dem Kulturamt der Stadt Göttingen
  • der Bürgerstiftung Göttingen