Eine Sklavengesellschaft - auch in Göttingen

Göttingen 6. Mai (lg) - Seit der Mitte des Jahres 1941, dem Höhepunkt der erfolgreichen Blitzkriegs, benötigte die Wirtschaft ein wachsendes Arbeitskräftereservoir für die rüstungswichtigen Industriezweige. Es war zwar von Anbeginn das NS-Herrschafts ein "Idealziel", die deutsche Frau von der Erwerbsarbeit fernzuhalten - die deutsche Frau sollte in erste Linie auf ihre Rolle als Mutter und Ehefrau festzulegent werden - doch ließ der Verlauf des Krieges dies nicht zu. Wegen der Gebärfähigkeit und des zukünftigen "rassenreinen arischen" Nachwuchses fehlten sie im Arbeitsprozeß. Die von der NS-Frauenpolitik propagierte "Geburtenschlacht" mußte in eine "Arbeitsschlacht" umgewandelt werden. Sie verlief nur schleppend.

Ein Bild von ...
NS-Propagandaphoto ener sowjetischen Zwangsarbeiterin

Mit dem Überfall deutscher Truppen auf Rußland wurde das Problem durch die Erschließung eines scheinbar unerschöpflichen Reservoir an Arbeitskräften gelöst. Seit dem Rußland-Feldzug im Sommer 1941 kamen zivile "Fremdarbeiter" und Verschleppte aus den besetzten Gebiete. Diese setzten sich zusammen aus "Ostarbeitern", sowohl "angeworbene"als auch zwangsweise deportierte, und Kriegsgefangenen. Vergessen wir aber nicht, daß zwischen der Ausbeutung von Kriegsgefangenen, Zwangs- und Fremdarbeitern und KZ-Häftlingen oft kein Unterschied bestand: Sie mußten die körperlich schwerste und gefährlichste Arbeit leisten. Die Mehrzahl kam aus Polen und Rußland, die Hälfte von ihnen waren Frauen.

Im August 1944 waren es dann 7,2 Millionen ausländischen Arbeitskräfte im gesamten Deutschen Reich. Etwa 5,3 Millionen waren zivile und 1,9 Millionen kriegsgefangene Arbeitskräfte. Die Zwangsarbeit diente dem NS-Regime in fataler Weise zweifach: als Arbeitseinsatz in der Kriegsindustrie und als "Vernichtung durch Arbeit". Die Lebenschancen der Menschen waren nach ihrer von den Nazis vorgegebenen rassischen Einordnung, und damit unterschiedlicher Rationen, sehr unterschiedlich. Durch eine unzureichende Lebensmittelversorgung, allgemein sehr schlechte Lebensbedingungen, harte Strafen, sowie Krankheiten und Verletzungen war ihr Tod vorgeplant. Neben den Menschen, die aus den KZs zur Zwangsarbeit eingesetzt wurden, traf es die sowjetischen Kriegsgefangenen besonders hart. Weniger als die Hälfte der in Gefangenschaft geratenen sowjetischen Soldaten erlebte das Kreigsende: Von 5,7 Millionen Kriegsgefangene waren 3,3 Millionen in den Lagern und Arbeitskommandos zugrunde gegangen oder ermordet worden.

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