Norwegen nie unter Kontrolle

Ein Bericht des Korrespondenten Ole Nordmann

Oslo, 5. Mai (on/tp) - Norwegen wurde durch seine strategische Lage und seine Erzvorkommen in den Krieg hineingezogen. Trotz energischen militärischen Widerstandes nach dem Überfall konnte eine Besetzung Norwegens nicht verhindert werden.

Die Flotte, der Staatsschatz, Königsfamilie und Parlament konnten den Faschisten entkommen. Auch vielen deutsche Emigranten gelang die Flucht über das Gebrige nach Schweden.

Die gebirgige Landesnatur, die nur eine direkte Kontrolle der Hauptstraßen und größeren Orte zuließ, begünstigte den militärischen Widerstand. Wichtige Sabotageakte, wie die für das deutsche Atombombenprogramm zentrale Industrieanlage in Rujkan, oder die Versenkung der Schlachtschiffe Tirpitz und Scharnhorst waren nur durch die konzentrierte Mitarbeit der norwegischen Untergrundarmmee möglich. Die Rettung von Kriegsgefangenen und Wehrmachtsdeserteuren ist ihr ebenfalls zu verdanken.

Die Zerstörung Nordnorwegens durch sich zurückziehende Wehrmachtseinheiten im vergangenen Winter wird das Verhältnis der traditionell deutschfreundlichen norwegischen Bevölkerung auf Jahrzehnte zutiefst beeinträchtigen. Die norwegische faschistische Bewegung "Norsk Samling" und ihr Führer Quisling werden sicherlich als Inbegriff für den Verrat von Interessen an eine Besatzungsmacht in die Geschichte eingehen.

Ein Großteil der 2000 in Norwegen befindlichen Juden konnte aber im neutralen Schweden Zuflucht finden. Auch wenn die Zusammenstellung von Deportationstransporten nicht verhindert werden konnte, so zeigten die offenen Proteste und Streiks im Hafen von Oslo im Herbst 1942 doch, daß die Macht der Faschisten nie total war. Ein Deportationszug erreichte den Hafen von Oslo so verspätet, daß das Transportschiff ohne diese Menschen ausliefen mußte.

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